Text Sport und Gesundheit
Sportwissenschaftliche Beratung  Dr. Heinz Lünsch  www.Solutions-In-Sports.de SIS@Solutions-In-Sports.de

Leistungsdiagnostik - Laktatmessung

Leistungsdiagnostik meint eine Beurteilung des Istzustandes der sportlichen Leistung im Rahmen der Wettkampfvorbereitung. Sie gibt Aufschluß darüber, inwieweit die angestrebten (Teil-)Ergebnisse bislang realisiert worden sind, bzw. zeigt Fehlentwicklungen an, die zum Überdenken und zur Überarbeitung der Inhalte der Trainingsplanung veranlassen.

Generell soll die Ausdauerleistungsfähigkeit sportartspezifisch überprüft werden. Aufgrund unterschiedlicher Ausgangsbedingungen, z.B. Höhenlage, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Materialbeschaffenheit der Laufbahn, wird die Reproduzierbarkeit der Leistung in Frage gestellt. Aus diesem Grund findet eine Überprüfung der Ausdauerleistungsfähigkeit unter definierten Bedingungen in Laborräumen statt. Dazu bedient sich die Leistungsdiagnostik standadisierter ergometrischer Testverfahren. In der Regel werden die ausgewählten Belastungsverfahren auf dem Laufband oder mit Hilfe der Fahrrad- oder Ruderergometrie durchgeführt.

Bei der Laufband- und Ruderarbeit werden im Vergleich zur Fahrradbelastung im allgemeinen höhere Werte für die maximale Sauerstoff-Aufnahme ermittelt. Der Grund dafür besteht darin, dass zum einen bei den ersten beiden Testverfahren größere Muskelgruppen aktiv sind, zum anderen auf dem Fahrradergometer die ermüdete Oberschenkelmuskulatur vor Erreichen der maximalen Sauerstoff-Aufnahme häufig zum Belastungsabbruch zwingt, also leistungslimitierend ist.
Da infolge des Einsatzes größerer Muskelgruppen bei Laufbandbelastungen die höchsten Sauerstoffaufnahmewerte gemessen werden - dies ermöglicht eine sportartspezifischere Beurteilung der aeroben Kapazität - wird dieses Testverfahren häufig favorisiert. Gleiches gilt für die Beurteilung der maximalen anaeroben Energiebereitstellung - die maximale Laktatkonzentration im Blut bei Sprintbelastungen - zur Beurteilung der allgemeinen anaeroben dynamischen Ausdauer, dem sogenannten Stehvermögen.

Zur Bestimmung der Ausdauerleistungsfähigkeit finden in der Praxis verschiedene Schwellenmodelle Anwendung, die in Auswahl erläutert werden.

Unterschieden wird zwischen fixen Schwellenmodellen und den Modellen, die die individuelle Laktatkinetik des einzelnen Athleten berücksichtigen. Im Vergleich zu den fixen Schwellenmodellen, die sich an einer definierten Laktatkonzentration orientieren, die auf statistische Mittelwerte zurückgeht, ist die individuelle Laktatkinetik aussagekräftiger, da sie die individuelle metabolische Situation des Sportlers berücksichtigt:


Mader-Schwellenmodell
Das Mader-Schwellenmodell fixiert die anaerobe Schwelle bei 4 mmol Laktat/l, die auf der Grundlage von empirischen Werten abgeleitet wird. Die Daten zeigen, dass eine gewählte Belastung im statistischen Mittel über eine bestimmte Zeit aufrechterhalten werden kann, bis eine weitere Belastungssteigerung zu höheren Laktatwerten führt.

Dieses Schwellenmodell bezieht sich auf eine definierte Laktatkonzentration, berücksichtigt jedoch nicht die individuelle metabolische Situation des einzelnen Athleten. Darüber hinaus ist in der Regel für sehr gut ausdauertrainierte Sportler der fixe 4mmol/l-Wert zu hoch angesetzt.

Freiburger-Schwellenmodell
Das Freiburger-Schwellenmodell ermittelt die individuelle anaerobe Schwelle indem zu dem ersten signifikanten Laktatanstieg, dem Basislaktat, 2,0mm/l addiert werden.

Dickhut-Schwellenmodell
Das Dickhut-Schwellenmodell ermittelt die aerobe Schwelle, indem zum niedrigsten gemessenen Laktatwert (Basislaktat) ein fixer Wert von 0,5mmol/l addiert wird. Zur Bestimmung der anaeroben Schwelle wird zum Basislaktat ein fixer Wert von 1,5mmol/l addiert.

Freies Freiburger-, Keul- und Stegmann-Schwellenmodell


Die aufgeführten Schwellenmodelle werden in der Sportwissenschaft kontrovers diskutiert, da sie für die Feststellung der anaeroben Schwelle deutlich voneinander abweichende Werte liefern. Im Leistungs- und Hochleistungssport finden das Freiburger-Modell und das Dickhut-Modell Anwendung, Die mit diesen Modellen ermittelten anaeroben Schwellenwerte führen in der Praxis im Rahmen der Trainingssteuerung zu guten Resultaten. Im Breitensportbereich wird häufig mit dem Mader-Modell gearbeitet. Generell gilt, dass es zum Zweck der Trainingssteuerung und des Leistungsvergleichs unbedingt notwendig ist, das ursprünglich gewählte Verfahren in der Anwendung fortzuführen.

Grundsätzlich soll bei allen Belastungsverfahren ein EGK parallel laufen, da aus der Aufzeichnung der rhythmischen Herz-Aktionsströme Kriterien ablesbar sind, die einen Abbruch der Belastung notwendig werden lassen können.

Auch wenn die im Labor gemessene Ausdauerleistungsfähigkeit gut reproduzierbar ist, läßt sie keine exakten Rückschlüsse auf die sportartspezifische Leistung unter Trainings- und Wettkampfbedingungen zu. Jedoch kann eine im Test festgestellte verbesserte Ausdauerleistung die Wirksamkeit eines bestimmten Trainings bestätigen und läßt z.B. bei konstant guter Technik und konstanten klimatischen Bedingungen auch auf eine verbesserte Leistung in der jeweiligen Ausdauersportart schließen. Mit Hilfe der Testverfahren ist es auch möglich, einen Übertrainingszustand zu erkennen, dem dann mit Gegenmaßnahmen begegnet werden kann.
Während Felduntersuchungen aufgrund ihrer größeren Sportartspezifität besser geeignet sind Änderungen der sportlichen Leistungsfähigkeit im Trainingsverlauf aufdecken zu können, ergeben sich bei ihnen jedoch häufig Schwierigkeiten im Rahmen von Standardisierung, Reproduzierbarkeit und Durchführbarkeit. Allgemein eignen sich Felduntersuchungen zur Kontrolle und Korrektur der aktuellen Trainingsintensität für aerobe und anaerobe Trainingsformen. Eine gute Absicherung des Ergebnisses ermöglicht hier die Bestimmung der Laktatkonzentration im Blut während einer Trainingsbelastung.